Die Mathelehrerin und die Eltern der achtjährigen Klientin fragten sich – und mich – warum das Kind die Zahlen manchmal richtig schreibt. Und manchmal spiegelverkehrt. Nach Inaugenscheinnahme der Zahlenprobe hatte ich es mithilfe von zwei Taschenspiegeln herausgefunden: Die spiegelverkehrten Zahlen indizieren altgermanische Runen, die Wörter oder Sätze ergeben. Bei der Zahlenprobe ergab sich zum Beispiel: „Die Antwort ist 7.“
Als ich dem Mädchen meine Theorie vorstellte, griff sie zum Sachbuch über die Germanen und sagte,
dass sie mit ihren Schulfreunden und Schulfreundinnen eine Geheimsprache entwickelt hat,
damit sie sich bei Klassenarbeiten austauschen können, ohne dass die Lehrkräfte das durchschauen.
Ich finde das ziemlich clever, zumal die Kinder zum Dechiffrieren keine Taschenspiegeln benutzen,
sondern Lineale aus Metall. Darin reflektieren die „spiegelverkehrten Zahlen“ auch ganz gut.
In der Schule hat sich zum Glück noch niemand darüber gewundert, warum
alle Kinder auf dieser Tischinsel „fast immer“ ihre Metall-Lineale in Griffnähe haben.